Michael Neuhold Homepage
Startseite > Reisen > Zauber der Toskana (2013)

Zauber der Toskana (2013)


Bologna, Ravenna, Florenz, Pisa... – alles Städte, die wir noch nie gesehen haben. Daher suchen meine Frau und ich nach einem Sightseeing-Urlaub in der Emilia-Romagna und Toskana. Doch eine Rundreise, die beides einschließt, würde vermutlich nicht unter zwei Wochen dauern; und Toskanareisen werden im Frühjahr und Herbst angeboten. Für die Zeit, in der ich Urlaub bekomme, finden wir nur ein Angebot: „Zauber der Toskana“ des Kieler Reiseveranstalters Gebeco.

Das Programm sieht so aus: Flug von München nach Florenz (beim Hinflug über Frankfurt); Halbpension in Montecatini Terme (das an der Bahnlinie von Florenz nach Viareggio liegt); drei „obligatorische“ Ausflüge (d.h. die in jedem Fall stattfinden):

drei fakultative Ausflüge (d.h. die einzeln dazuzubuchen sind und nur bei ausreichendem Interesse stattfinden):

Ich habe anfangs Bedenken, ob eine solche Reise mit überwiegend bundesdeutschen Teilnehmern für uns Ösis nicht anstrengend werden würde. Doch die Mitreisenden sind durch die Bank kulturinteressierte, nette, höfliche Menschen – mit einer Ausnahme, die bekanntlich die Regel bestätigt.

1. Tag: Anreise

Die Maschine der Lufthansa geht um 10 Uhr, das bedeutet Einchecken um 8. Da wir nicht mit dem Auto fahren wollen, nehmen wir den Zug von Freilassing nach München (Freilassing ab 05:21, München Ost an 07:04). Doch der Zug hält alle paar Minuten, denn wie sich herausstellt, handelt es sich um einen Regionalzug. Ich habe Bedenken, ob wir es wirklich in eindreiviertel Stunden bis München Ost schaffen. Doch ab Rosenheim zeigt die Deutsche Bahn, was sie kann (nur noch ein Halt vor München Ost), und pünktlich um 07:04 steigen wir aus dem Zug aus und in die auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig gerade einfahrende S8 ein. Um 07:35 sind wir am Flughafen.

Die Boardkarte muss man sich selbst ausdrucken. Dazu geht man zu einem der Bildschirmterminals und gibt Namen und Buchungscode ein. Dann kann man offenbar noch den Sitzplatz ändern, wenn man möchte. Man lässt sich die Boardkarten ausdrucken und geht dann damit zur Gepäckaufgabe. Hinterher gehen wir Frühstücken.

Wir fliegen zunächst nach Frankfurt. Dort suchen wir unser Gate für den Weiterflug nach Florenz. Doch der Flughafen Frankfurt ist riesig, wir brauchen zu unserem Gate fast eine halbe Stunde. Dort komme ich zu meinem großen Schrecken drauf, dass die voriges Jahr in Zypern gekauften Knopfzellen meiner Spiegelreflexkamera leer sind. Doch ich brauche kaum mehr als fünf Minuten, um einen Foto- und Elektroladen zu finden, wo ich neue Batterien kaufe.

In Florenz nimmt uns unsere Reiseleiterin Laura in Empfang. Wir fahren mit dem Bus eine gute halbe Stunde zu unserem Hotel in Montecatini. Wir beziehen unser Zimmer, packen aus und legen uns für zwei Stunden schlafen. Um 6 möchten wir vor dem Abendessen den Ort noch ein wenig erkunden. Doch als wir das Hotel verlassen, beginnt es zu regnen. Wir setzen uns an den Hotelpool unter einen Sonnenschirm und warten. Doch es hört nicht auf, und so verschieben wir unseren Erkundungsgang auf nach dem Abendessen.

Hotel

Montecatini liegt im sog. Nebeltal, einst eine sumpfige Niederung, aus der sich ein Berg erhebt, auf dem das alte Montecatini (jetzt M. Alto) liegt (es führt eine Seilbahn hinauf). Im 19./20. Jahrhundert entstand der Kurort am Fuß des Berges.

Das Francia e Quirinale ist ein nicht besonders großes, nettes Hotel. Der Speisesaal ist fast prunkvoll, das Zimmer ist sauber, aber der große, schwere Spiegelschrank ist schon ziemlich windschief. Die Klimaanlage springt nur an, wenn man das Temperaturrad auf 20° herunterdreht, was mir aber viel zu kalt ist. Daher lassen wir sie die meiste Zeit ausgeschaltet. Der Fernseher bietet über 100 Programme, aber nur drei deutschsprachige: SAT1, N24, PRO7. Im Zimmer gibt es einen kostenlosen Safe.

Das Frühstücksbuffet entspricht dem, was man von Hotels dieser Größe gewohnt ist. Das Abendessen besteht aus den vier Gängen Salatbuffet (sehr köstlich), Primo piatto (immer Wahl zwischen Suppe und Nudeln), Secondo piatto (Wahl zwischen zwei Speisen, fast immer mit Fleisch), Dessert. Das Essen ist gut, aber Vegetarier werden hier nicht froh. Ich bin zwar keiner, hätte aber trotzdem gern weniger Fleisch und mehr Salat und Gemüse (was in der Toskana doch kein Problem sein sollte).

An zwei Abenden haben wir kein Abendessen im Hotel. Wir gehen in den Supermarkt Conad City (Via Toti, an der Einmündung in den Corso Matteotti) und kaufen Brot, Wurst, Käse, Obst. Das Wasser kostet 30 Cent die 1,5-l-Flasche. Man kann das Leitungswasser bedenkenlos trinken und es schmeckt nicht anders als bei uns. Aber zum Mitnehmen auf die Ausflüge habe ich gern Wasser mit Kohlensäure, denn durch die Kohlensäure hat es, wenn es warm geworden ist, mehr Pepp als Leitungswasser. Der Supermarkt hat übrigens abends nur bis 20:30 geöffnet.

Das Mittagessen müssen wir immer selber organisieren. Doch da das Abendessen reichlich ist, beschränken wir uns meist darauf, einen kleinen Happen (eine Pizzaschnitte, eine Focaccia, oder auch nur ein Eis) zu essen. Nur in Lucca gehen wir in eine Pizzeria, weil meine Frau zumindest einmal eine original italienische Pizza möchte.


Römisches Theater von Volterra (dem antiken Volaterrae, etrusk. Velaθri).

Rechtes Querhaus des Pisaner Domes und der drittschiefste Kirchturm Europas (so unsere Führerin).

Lucca: Blick von der Torre Guinigi Richtung Norden: links San Frediano, in der Mitte die ovale Häuserfront der Piazza dell'Anfiteatro.

Lucca: Die obersten vier Geschosse der fünfgeschossigen Säulenarkade an der Fassade von San Michele in Foro.

Ein Bild, das jeder kennt: Florenz vom Piazzale Michelangelo aus, links der Turm des Palazzo Vecchio, rechts Campanile und Kuppel des Doms.

Florenz: rechts das Baptisterium, links dahinter der Dom mit der berühmten Kuppel Brunelleschis.

Florenz: links der Palazzo Vecchio, rechts die Loggia dei Lanzi.

Florenz: der Arno und Ponte Vecchio vom 2. oder 3. Stock der Uffizien aus.

Siena: die muschelförmige Piazza del Campo, die beim Palio dreimal umrundet werden muss.

Die Skyline von San Gimignano, dem Manhattan des Mittelalters.

2. Tag: Volterra, Pisa

Wir fahren mit dem Bus um 8:30 vom Hotel ab, die Fahrt nach Volterra dauert zwei Stunden. Volterra liegt auf über 500 m und es ist daher am Vormittag noch nicht so heiß. Wir haben genau zwei Stunden, um pinkeln zu gehen, die Stadt zu erkunden und zu Mittag zu essen.

Laura führt uns von der Piazza dei Priori durch den Dom zum Baptisterium, zum etruskischen Stadttor, dann oberhalb des röm. Theaters (1. Jh.) entlang zu einer Alabasterwerkstatt (Volterra ist berühmt für seine Alabasterverarbeitung). Wir bewundern die mittelalterlichen Häuser und Gassen und essen einen Happen; für des Etruskische Museum reicht unsere Zeit leider bei weitem nicht. Wir steigen wieder in den Bus und um 12:30 geht es weiter Richtung Pisa.

Nur vom Bus aus sehen wir die sog. Balze, Steilhangabbrüche, an denen immer wieder Teile des Hanges nachrutschen. Momentan steht eine alte Abtei am Rande eines solchen Hanges. Sie darf nicht mehr betreten werden, weil sie irgendwann in die Tiefe stürzen wird.

Der Bus bringt uns zur Basilika San Piero a Grado, einige Kilometer vom Zentrum von Pisa entfernt, wo der Überlieferung nach der Apostel Petrus erstmals Italien betreten haben soll. Heute ist das Meer rund 6 km entfernt.

Wir fahren weiter nach Pisa. Als wir den Parkplatz erreichen, beginnt es ordentlich zu schütten. Die Stunde der afrikanischen Schirmverkäufer hat geschlagen. Doch mit unserer Gruppe machen sie kein besonders gutes Geschäft. Wir sitzen den Regenguss im Bus aus, und außerdem habe ich einen Regenponcho mit.

Der Campo dei Miracoli (amtl. Piazza del Duomo) mit seinem einzigartigen Ensemble aus Dom, Campanile (dem berühmten Schiefen Turm), Baptisterium und Friedhof ist eine Reise wert. Doch die gefühlten 10.000 Idioten, die sich ablichten lassen, wie sie den Turm stützen oder umwerfen, sind eine Pest. Wir besorgen uns Karten für Dom (gratis) und Baptisterium (5 €), dann setzen wir uns vor die Bar Duomo gegenüber dem Schiefen Turm und trinken einen Espresso bzw. einen Cappuccino. Ich rechne mit venezianischen Preisen, doch wir zahlen nur 5 €.

Während der Viertelstunde, die wir vor der Bar sitzen, werden wir zweimal von afrikanischen Schmuckhändlern belästigt. Man kann es leider nicht anders nennen: egal, wie oft man nein sagt, sie hören nicht auf – und meine Frau macht den Fehler, freundlich sein zu wollen. Beim zweiten, der uns besonders hartnäckig bedrängt, kommt schließlich ein Angestellter der Bar und weist ihn weg.

Um 16:15 treffen wir unsere Führerin, eine gebürtige Schweizerin, die uns eine launig-ironische Führung zu Dom und Turm und durch den Dom gibt. Als wir ins Baptisterium wollen, stellt sich heraus: es findet gerade eine Taufe statt. (Das wussten vorher weder die Wächter noch die Dame an der Kartenkassa.) Unsere Führerin bietet an, uns stattdessen durch den Friedhof zu führen, da es mit Refundierungen eher schlecht ausschaut. Das ist vermutlich kein schlechter Tausch und wir nehmen an.

Es ist schon halb sechs vorbei, als wir fertig sind. Wir gehen zurück zum Parkplatz. Auf der Autobahn geraten wir zum Glück in keinen größeren Stau: heute ist Sonntag und man muss mit dem Rückreiseverkehr der Badeausflügler aus Florenz rechnen. Aber weil es am frühen Nachmittag geregnet hat, sind offenbar viele schon vorzeitig wieder heimgefahren.

3. Tag: Lucca

Lucca ist von Montecatini mit dem Zug bequem in etwas mehr als einer halben Stunde zu erreichen (4,20 €). Wir nehmen den Zug kurz nach 9 Uhr. Laura weiß allerlei Humoriges über die Luccheser zu erzählen: sie gelten als geizig und man sagt, sie hätten so kurze Arme, dass sie nicht zu den Taschen reichen. Der Campanile des Doms habe deshalb nur die beiden obersten Stockwerke mit Marmor verkleidet, weil man nur diese aus der Ferne sehe (und man so Geld gespart habe).

Laura führt uns vom Bahnhof durch den Baluardo San Colombano auf die Stadtmauer, zur Piazza Napoleone, zu Puccinis Geburtshaus, San Michele, durch die Via Filungo (eine der Hauptgeschäftsstaßen) zu San Frediano, zur Piazza dell'Anfiteatro und schließlich zum Dom San Martino. Zurück an der Piazza San Michele überlässt sie uns unserem Schicksal.

Meine Frau und ich gehen eine Pizza essen (Pizzeria L'Oste di Lucca, auf der Corte Compagni). Dann begeben wir uns zur Piazza dell'Anfiteatro. Ich gehe zur Torre Guinigi, dem Turm, dessen Spitze mit Bäumen begrünt ist (ursprl. vermutlich damit er höher ist, denn es gab eine Höhenbegrenzung für die Bausubstanz). Ich besteige den Turm (3,50 €): anstrengend (ca. 10 Stockwerke), aber hervorragende Aussicht.

Anschließend suche ich noch einmal die Sehenswürdigkeiten auf, um zu sehen, ob am Nachmittag besseres Licht zum Fotografieren ist: tatsächlich wird die Fassade von San Michele erst am Nachmittag von der Sonne beschienen. Für die Besichtigung des Palazzo Pfanner reicht die Zeit leider nicht, ich habe versprochen, um 4 Uhr wieder auf der Piazza dell'Anfiteatro zu sein. Dort treffe ich meine Frau wieder, die inzwischen einen Kaffee trinken war und ein paar Mitbringsel gekauft hat. Wir irren durch das Gassengewirr am Dom vorbei zum Baluardo San Colombano, zum Bahnhof und nehmen den Zug um 16:31 zurück nach Montecatini.

4. Tag: Florenz, die erste

Wir fahren mit dem Zug um 8:57 nach Firenze SMN (=Santa Maria Novella, so heißt die Endstation im Zentrum, im Ggs. zu Firenze Rifredi, einem Bahnhof 3 km außerhalb des Zentrums). Die Fahrt (5,20 €) dauert etwa eine Stunde. Pinkeln kostet in der Toilette in der unterirdischen Bahnhofspassage 0,80 €!

Wir steigen in einen Bus der Linie 13 (1,20 €), der offenbar keine Federung mehr hat und unter lautem Getöse zum Piazzale Michelangelo rumpelt. Das ist im Prinzip ein großer, trostloser Parkplatz mit herrlicher Aussicht auf Florenz. Als wir unsere Fotos gemacht haben, steigen wir wieder in den 13er, der im Kreis weiterfährt zurück zum Zentrum.

Laura führt uns zum Domplatz und zum Ponte Vecchio. Dann müssen wir uns selbst beschäftigen. Treffpunkt ist vor dem Dom. Meine Frau und ich gehen zur Piazza della Signoria mit dem Palazzo Vecchio, dem Neptunsbrunnen und der sog. Loggia dei Lanzi; weiter vorbei an Orsanmichele zum Dom. Unterwegs kauft sich meine Frau eine mit Tomaten und Salat belegte Focaccia um stolze 4 €.

Vor dem Dom treffen wir unsere Führerin Cristina. Wir werden mit Funkempfängern und Ohrhörern ausgestattet. Cristina führt uns durch den Dom, dann vorbei am Baptisterium zu und durch San Lorenzo (4,50 €). Der Eingang in die Medici-Gräber (9 €) ist wie auf einem Flughafen: die Taschen werden durchleuchtet und man muss durch einen Metalldetektor gehen. Zuletzt besichtigen wir unter Cristinas Führung Santa Maria Novella. An der Piazza vor der Kirche gibt es eine günstige Gelateria (Lo Zodiaco, ein halber Liter Wasser 0,50 €). Wir kaufen ein Eis und warten auf der Piazza auf Laura. Sie geht mit uns zum Bahnhof und wir fahren zurück nach Montecatini.

Die Funkempfänger, die wir schon von unserem Sizilianischen Karussell her kannten, sind eine praktische Erfindung. In der Stadt (und später sogar in den Uffizien) sahen wir Gruppen, bei denen der Führer stattdessen einen Lautsprecher verwendete. Das ist nicht zu Ende gedacht: wenn das jeder macht, versinkt Florenz bald in infernalischem Lärm.

In Florenz gibt es sehr viele Bettler und Straßenkünstler – „wo das Aas ist, da sammeln sich die Fliegen“. In der Bahnhofspassage bei SMN probieren viele es mit Hund („wir haben Hunger“). Den ersten gibt man vielleicht noch was, aber man merkt bald, dass es so nicht geht. Daher lernt man schnell, die vielen Handaufhalter zu ignorieren. Traurig, aber wahr.

5. Tag: Florenz, die zweite

An diesem Tag gäbe es eine Fahrt ins Chiantigebiet (u.a. Greve, Castellina, Radda) mit Weinverkostung. Daran sind meine Frau und ich nicht interessiert. Sie bleibt diesen Tag in Montecatini, um sich zu entspannen und Mitbringsel einzukaufen. Ich nehme den Zug um 9:57 nach Florenz, die Karten bekommt man in der Trafik (Sali e Tabacchi).

Ich gehe den gestrigen Weg in umgekehrter Richtung: Santa Maria Novella, San Lorenzo, Dom und Baptisterium. Ich besichtige Orsanmichele (Eintritt frei). Weitere Stationen meiner Wanderung sind Palazzo Strozzi, Piazza della Repubblica, Piazza della Signoria, Bargello. Ich gehe den Arno entlang bis zur Nationalbibliothek, von dort zu Santa Croce. Der riesige Platz vor der Kirche ist mit einer ebenso riesigen Anlage aus Tribüne und Sitzplätzen verbaut, sodass man kaum einen vernünftigen Blick auf die Kirchenfassade bekommt.

Ich überlege kurz, ob ich mich um eine Eintrittskarte für Santa Croce anstellen soll, entscheide mich dann aber dagegen. Stattdessen gehe ich über den Ponte alle Grazie, spaziere durch die Via di San Niccolò (beschauliche Gasse mit alten Häusern, z.B. Palazzo de' Mozzi), vorbei an der Porta San Miniato zur Porta San Niccolò; von dort den Hügel hoch zum Piazzale Michelangelo und weiter zu San Miniato al Monte (Eintritt frei).

Zurück gehe ich die Via del Monte alle Croci, die bei der Porta San Miniato endet. Die Straße entlang der Stadtmauer ist mir zu steil und es ist kein Ende abzusehen, daher gehe ich die Via di San Niccolò zurück bis zum Ponte Vecchio, von dort die Via de' Guicciardini zum riesigen Palazzo Pitti. (Der hat sinnlose Ausmaße: um in vertretbarer Zeit vom einen Ende zum anderen zu gelangen, braucht man ein Moped.) Ich gehe die Straße weiter und suche einen freien Eingang in die Boboli-Gärten. Doch den scheint es nicht mehr zu geben. Ich finde schließlich einen Eingang bei der Orangerie. Doch auch hier muss man zahlen, und zwar 10 € für eine Karte, die auch zum Besuch des Porzellan-, des Silber- und des Trachtenmuseums (Galleria del Costume) berechtigt – eine Karte nur für den Giardino gibt es nicht.

Ich frage mich, ob auch Einheimische zahlen müssen. Im Sinne der Gleichbehandlung aller EU-Bürger müsste die Antwort theoretisch Ja lauten. Bekanntlich sind die sog. Einheimischentarife bei Seilbahnen und Schiliften ja auch von der EU verboten worden. Aber dass man als Florentiner nicht mehr umsonst in den größten städtischen Park darf, wäre auch schwer nachvollziehbar.

Ich zahle und haste in gut 40 Minuten durch den großen und sehenswerten Park. Dann eile ich zurück über den Ponte Vecchio, den Arno entlang bis zum Ponte alla Carraia (es ist 17:00 Uhr und die Sonne knallt erbarmungslos herunter), über die Piazza Goldoni durch die Via de' Fossi zur Piazza Santa Maria Novella. In der Gelateria Lo Zodiaco (s.o.) kaufe ich noch schnell Wasser, dann gehe ich zum Bahnhof und erwische den Zug um 17:38. Um 18:40 bin ich wieder in Monte Catini Centro.

6. Tag: Siena, San Gimignano

Unser Bus fährt um 8:00 Uhr vom Hotel ab und braucht zwei Stunden nach Siena. Wir gehen erst aufs Klo und dann zur Kirche San Domenico. Dort nimmt uns unsere Führerin Regina, eine Deutsche, die seit 30 Jahren hier lebt, in Empfang. Wir besichtigen zuerst San Domenico, in der schlichten Kirche ist der mit Wachs überzogene Schädel der hl. Katharina von Siena (na ja...). Regina führt uns dann in die Altstadt und erzählt uns über die Rivalitäten der Contrade, der Stadtteile Sienas, die im Palio gipfeln, einem zweimal jährlich auf der Piazza del Campo ausgetragenen Pferderennen.

Wir gehen zur Piazza del Campo, zum und in den Dom (4 €, herrliche Marmorintarsien am Fußboden, wunderschöne Fresken in der Piccolomini-Bibliothek). Wir verabschieden uns von Regina und gehen auf eigene Faust noch ein wenig im Dom umher. Meine Frau kauft sich unweit des Domes eine Pizzaschnitte, damit setzen wir uns vor den Dom. Dann gehen wir, am Baptisterium vorbei, zur Piazza del Campo zurück, wo ich noch ein wenig fotografiere.

Um 14:00 Uhr trifft sich unsere Gruppe vor der Apotheke an der Piazza del Campo und wir gehen zum Bus zurück. Fahrt nach San Gimignano. Wir gehen die Via San Giovanni, die Hauptgeschäftsstraße mit den vielen Delikatessengeschäften, Andenkenläden und Gelaterie hoch. Einige der Delikatessenläden haben ein ausgestopftes Wildschwein im Eingang stehen, denn hier gibt es vor allem Wildschweinwürste. Doch Laura empfiehlt uns dringend, vorher zu kosten: Wildschwein hat einen ganz eigenen Geschmack, den nicht jeder mag.

Laura führt uns dann seitwärts über die Via degli Innocenti (?), von deren Brüstung man einen schönen Blick auf das Umland hat, durch mehrere Bögen und Durchgänge über die Piazza della Cisterna (wo sie uns auf die Gelateria Dondoli hinweist), Piazza del Duomo, zu den „Zwillingstürmen“ (Torri dei Salvucci). Laura erklärt uns noch den Weg zur Burg (ital. Rocca), dann dürfen wir den Ort auf eigene Faust erkunden.

Wir gehen zur Burg, wo man einen kleinen Turm besteigen kann, der eine nette Aussicht auf den Ort und die Umgebung bietet. Dann gehen wir zur Kirche Collegiata und beschließen, sie zu besichtigen (4 €, wunderbare Fresken aus dem 14. und 15. Jh.). Hinterher noch ein Eis von der Gelateria Dondoli (deren Besitzer Sergio Dondoli sich rühmt, zweifacher Gelatoweltmeister zu sein, mit 2 € günstig) und die Via San Giovanni zurück. Zurück zum Bus müssen wir rechts in die Via Baccanella abzweigen. Doch ich gehe die Via Vecchia noch gut 50 m weiter bergab. Von dort hat man einen guten Ausblick auf die Stadt mit ihren Türmen (ein Tip von Laura).

Auf der Heimfahrt geraten wir in einen Stau: wir bleiben mitten auf der Auffahrtsrampe der Autobahn im Baustellenbereich stecken. Es kommen die Polizei und ein Abschleppwagen, aber die Rampe ist zu eng, so müssen sie im Rückwärtsgang wieder zurück. Die Arbeiter auf der Baustelle gehen nach Hause (es ist 6 Uhr vorbei), wir warten. Angeblich blockiert weiter vorn ein hängengebliebener LKW die Auffahrt. Es dauert über eine Stunde, bis der Verkehr wieder zu fließen beginnt.

Die Karte zu San Gimignano auf Google Maps ist ein Witz. Wenn da nicht Google Street View wäre... Die Karte bei OpenStreetMap ist um Klassen besser.

7. Tag: Florenz, die dritte

Da Laura heute verhindert ist, holt uns Cristina um 8:50 Uhr vom Hotel ab, geht mit uns zum Bahnhof und fährt mit uns nach Florenz. Sie bringt uns zur Piazza della Signoria, erzählt uns ein wenig von der Geschichte und zeigt uns unseren Treffpunkt vor den Uffizien.

Meine Frau und ich gehen zu Santa Croce und stellen uns um eine Eintrittskarte an. Nach gut 20 Minuten haben wir es geschafft (6 €) und wir dürfen in die Kirche, die vor allem für die Grabmäler berühmter Persönlichkeiten bekannt ist.

Kurz vor 13:00 Uhr sind wir wieder am Treffpunkt, bekommen von Cristina unsere Funkempfänger und das Ticket (Price 11 €, Fees 4 €, keine Ahnung, ob die Fees im Preis inkludiert sind). Wir gehen durch die Security (wie am Flughafen), ich muss meinen Rucksack an der Verwahrung abgeben. Cristina geht mit uns in den zweiten Stock und führt uns zwei Stunden lang durch die zahllosen Säle, die offenbar chronologisch angeordnet sind, und zeigt und erklärt uns ausgewählte Highlights. Am Ende sind wir beim Terrassencafé, wo meine Frau bleibt, um einen Capuccino zu trinken (den teuersten der Reise: 5 €). Cristina bietet an, auf dem Rückweg durch das Gebäude mit Interessierten durch den ersten Stock zu gehen und uns noch eine Handvoll Gemälde zu zeigen. Da bin ich natürlich dabei. Am Ende gehe ich zurück zu meiner Frau ins Terrassencafé, sie zahlt, wir suchen den Ausgang und ich hole meinen Rucksack.

An der Piazza della Signoria kauft meine Frau noch schnell ein Eis (das teuerste der Reise: 4,50 €) und wir eilen zum Bahnhof. Im Waggon, in den wir uns setzen, ist die Klimaanlage ausgefallen; die Hitze ist mörderisch. (Kaum zu glauben, dass diese Temperaturen vor 20, 30 Jahren ganz normal waren.) Mit offenen Fenstern fahren wir zurück.

8. Tag: Heimreise

Wir müssen bis 10 Uhr aus den Zimmern sein. Um 10:30 Uhr holt uns der Bus und Laura fährt mit uns zum Flughafen und zeigt uns auch, wo wir einchecken müssen. Nach dem Einchecken verabschieden wir uns von allen und warten auf unseren Flug.

Der Rückflug (geplant 13:10 Uhr) geht direkt bis München, hat aber eine halbe Stunde Verspätung. Es handelt sich um eine kleine zweimotorige Propellermaschine der Air Dolomiti. Hier geht es eher formlos zu: der Pilot meldet sich nicht aus dem Cockpit, es gibt kein „Sicherheitsballet“, und von den Durchsagen der Stewardess versteht man kein Wort. Dafür bietet die Maschine überraschend viel Beinfreiheit. Weil klein, wird sie im Steig- und Sinkflug ein paar Mal kräftig durchgeschüttelt. Und beim Aufsetzen in München rummst es ganz kräftig.

Wir steigen zunächst in die S1, weil sie als Ziel „Ostbahnhof“ anzeigt. Doch wir fragen einen Fahrgast und er erklärt uns, dass wir mit der S8 viel schneller zum Ostbahnhof kommen. (Der ist bei der S1 nämlich Endstation und sie braucht dahin eine gute Stunde.) So steigen wir wieder aus und warten auf die S8. Sie fährt in derselben Minute in München Ost ein (16:35 Uhr), in der unser nächster Zug abfahren soll. Doch wir haben Glück: der Eurocity hat eine Viertelstunde Verspätung. Dadurch erwischen wir ihn ohne Probleme und sind um 18:30 am Bahnhof Salzburg.

Miscellanea

Unsere Reiseleiterin, Laura Galigani, war ein Glücksgriff: eine kleine, fröhliche, immer freundliche Person, die selber eine Toscana ist und daher Details zu erzählen weiß, die eben nur ein „Dasiger“ (jemand der von da stammt) wissen kann. Überdies spricht sie vorzüglich Deutsch.

Die Hauptsaison für eine Toskanareise sind eigentlich Frühling und Herbst. Doch im Hochsommer sind die Tage länger. Und wir hatten das Glück, eine Woche zu erwischen, in der es nicht übermäßig heiß war (so um die 33°). Wenn man sich nahe der 40°-Grenze durch die Menschenmenge von Florenz bewegen muss, kann der Urlaub natürlich zur Qual werden.

Es gibt Tage, an denen die großen Kreuzfahrtschiffe vor der Küste der Toskana anlegen und ihre Tausendschaften von besichtigungswilligen Urlaubern ausspucken (so hat uns Laura erklärt). Dann ist das Gedränge in Florenz besonders groß.

Die Bahnlinie von Viareggio nach Florenz ist eine feine Sache. Wenn jetzt auch noch Pisa etwas einfacher mit dem Zug zu erreichen wäre...

Die Toskaner sind ausgeprägte Lokalpatrioten. Man sollte einem Pisaner nichts über Florenz vorschwärmen oder einem Florentiner nichts über Siena.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 22. Mai 2016