Michael Neuhold Hompage
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Gezeiten (Tiden)


Das folgende ist enstanden, als meine Tochter ein Referat über die Entstehung von Ebbe und Flut halten mußte. Die Erklärungen bei Wikipedia sind zwar ausgezeichnet, aber leider ohne Abbildungen. Daher habe ich die folgenden Grafiken entworfen. Dabei hatte ich natürlich Vorlagen aus dem Web und aus Büchern.

Stellen wir uns die Erde zunächst als Kugel vor, die rundherum gleichmäßig von Wasser bedeckt ist. Die Anziehungskraft des Mondes führt zu einer Vorformung dieser Wasserhülle. Es entsteht gleichsam ein Ei mit jeweils einem Wasserberg auf der dem Mond zu- und der abgewandten Seite. Die Erde dreht sich infolge der Rotation unter diesen beiden Wasserbergen durch. Für einen Beobachter auf der Erde entsteht der Eindruck, daß das Wasser regelmäßig steigt und sinkt.

Die roten Pfeile bezeichnen die - mit zunehmendem Abstand geringer werdende - Anziehungskraft des Mondes.

Da die Erde während einer Umdrehung zweimal die Spitze Seite des Eies passiert und zweimal die flache, gibt es innerhalb eines Tages zweimal Ebbe und zweimal Flut. Da sich der Mond aber in dieser Zeit weiterbewegt und die Spitze des Eies dem Mond folgt, dauert diese Periode etwas länger, nämlich ca. 24 h 49 min. Erklärung: Während einer Lunation (Dauer ca. 29,5 Tage) muß die Erde eine zusätzliche Drehung ausführen; 24 h / 29,5 ~ 48,8 min. Von Flut zu Ebbe bzw. von Ebbe zu Flut dauert es daher jeweils ca. 6 h 12 min.


Flut - Ebbe - Flut - Ebbe - Flut innerhalb eines Tages (genauer: innerhalb von 24 h 49 min).

Den Wasserstandsunterschied zwischen Niedrigwasser (niedrigster Wasserstand bei Ebbe) und Hochwasser (höchster Wasserstand bei Flut) nennt man Tidenhub. Das Ausmaß des Tidenhubs ist abhängig von den Mondphasen. Denn bei Neumond und Vollmond stehen Sonne und Mond in einer Linie, ihre Anziehungskräfte addieren sich daher. Dadurch ist die Verformung der Wasserhülle stärker und somit fällt der Tidenhub stärker aus, man spricht von Springtide (nicht zu verwechseln mit Springflut!). Bei Halbmond steht die Anziehungskraft der Sonne senkrecht zu der des Mondes und hebt sie daher teilweise auf. Dadurch ist die Verformung der Wasserhülle geringer und somit fällt der Tidenhub etwas schwächer aus, man spricht von Nipptide.


Neumond - Halbmond - Vollmond - Halbmond. Die roten Pfeile bezeichnen die Anziehungskraft des Mondes, die kürzeren braunen Pfeile die geringere Anziehungskraft der Sonne (die man sich außerhalb des linken Bildrandes vorzustellen hat).

In Wirklichkeit ist die Erde nicht gleichmäßig mit Wasser bedeckt. Die Kontinente ragen aus dem Wasser heraus. Wenn nun das Wasser bei Flut steigt, wird es gegen das Festland gedrückt und von diesem in unterschiedliche Richtungen umgeleitet. Dadurch entstehen komplizierte Strömungs- und Schwingungsphänomene, die dazu führen, daß der Tidenhub an manchen Küsten kaum mehr als 30 cm beträgt, an anderen mehr als 15 m.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 22. Mai 2016