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Buchbinden


Ausgangslage

Im Laufe der Jahre habe sich viele Kopien und Ausdrucke angesammelt. Zum Teil stammen sie noch aus meiner Studienzeit, Kopien von Büchern, die längst nicht mehr im Buchhandel erhältlich sind. Zu schade zum Wegschmeißen. Aber wie aufbewahren?

In großen Leitzordnern abheften? Auf diese Weise haben sich viele Ordner angesammelt, die zu hoch sind, als dass sie in ein durchschnittliches Regal passen. Und wenn ich etwas suche, denke ich kaum daran, dass da in einem der Ordner noch Kopien zu genau diesem Thema sind. Aus den Augen aus dem Sinn.

Lochen und in Schnellheftern ablegen oder klammern und das Ganze zwischen die Bücher einstellen? Sieht hässlich aus, die Kunststoffschnellhefter beginnen nach ein paar Jahren zu bröseln, die geklammerten Seiten neigen sich von an Anfang an zur Seite.

Zum Buchbinder tragen und professionell binden lassen? Die schönste Lösung, aber auch die teuerste. Für eine Handvoll Konvolute gangbar, nicht aber für Dutzende.

Selber binden!

Die Technik


Schreinerwinkel, Tapetenmesser mit Ersatzklingen, Papierschere und Falzbein

Buchbinderleim (Planatol) und Tapetenkleister (Metylan), Pinsel und ein chinesisches Essstäbchen aus Kunststoff zum Umrühren des Leims

Schraubzwingen, Leimzwingen, Wäscheklammern, Regalböden

Pressen mit zwei Regalböden und zwei Schraubzwingen

Buchbindergaze und -leinen

grüner, roter, blauer Fotokarton, darunter Passepartoutkarton

Es gibt zum Selberbinden etliche Techniken. Spiralbindung hat den Vorteil, dass man nachträglich noch Seiten hinzufügen kann. Aber eigentlich finde ich die Dinger zu hässlich, um sie in größerer Stückzahl in ein Bücherregal zu stellen. Und das Blättern ist mit den Plastikspiralen auch ein Geduldsspiel.

Heißklebebindung zeitigt da schon schönere Ergebnisse. Aber die Mappen mit dem Heißkleber am Innenrücken habe ich bisher nur in A4 gesehen. Für das Präsentationsmeeting mag das passen, für mein Bücherregal brauche ich flexiblere Lösungen.

Fadenheftung ist die Königsdisziplin des Buchbindens. Aber sie setzt voraus, dass man die Blätter zu kleinen Heften faltet. Bei Fotokopien oder Computerausdrucken wird das aber nicht gehen, weil dann die Reihenfolge der Seiten nicht mehr stimmt. Abgesehen davon ist das ziemlich aufwendig.

Kaltklebebindung (Lumbecken) ist relativ einfach und liefert brauchbare Ergebnisse. Emil Lumbeck hat das Verfahren zwar nicht erfunden, aber soweit perfektioniert, dass es praktisch verwendbar wurde.

Falten

Gerade bei Fotokopien scheint es am einfachsten, die Seiten im A4-Format zu lassen und so zu binden. Aber schön ist das nicht und oft auch nicht praktisch. Wann immer möglich, versuche ich, das Format dem ursprünglichen Buchformat anzunähern. Dazu kann man die Seiten entweder kleinschneiden oder kleinfalten. Letzteres liefert meist schönere Ergebnisse, weil ein Falz immer ganz gerade ist. Es vermeidet außerdem die weißen Seiten, die durch die unbedruckten Rückseiten von Fotokopien und Ausdrucken entstehen.

Ein Falzbein ist dabei eine wohlfeile und äußerst hilfreiche Anschaffung. Man kann damit wesentlich schneller glatte Falze erzeugen, als mit dem Fingernagel.

Schneiden

Am schwierigsten ist meines Erachtens das Beschneiden des Buchblocks. Ein einfacher Beschneidehobel kostet mehrere hundert Euro. Eine halbwegs professionelle Papierschneidemaschine schon mehrere tausend. Hier heißt es, mit nicht ganz perfekten Ergebnissen Vorlieb zu nehmen. Wer das nicht will, muss zum Buchbinder gehen.

Ein einfache manuelle Papierschneidemaschine fürs Büro mag am Anfang brauchbare Ergebnisse erzielen. Aber die Mechanik leiert rasch aus und Ersatzschneiden sind nicht billig.

Ich verwende daher ein einfaches Tapetenmesser und einen Schreinerwinkel (beides bei Ikea gekauft). Die Seiten ausrichten und fixieren (z.B. mit Wäscheklammern, bei dickeren Konvoluten mit Leimzwingen). Den Winkel auflegen und festhalten und mit dem Messer so lange in gleichmäßigen Strichen schneiden, bis man sich durch den Block durchgearbeitet hat. Als Unterlage verwende ich übrigens ein altes Küchenbrett.

Wichtig: Aufpassen, dass man sich nicht schneidet. Das Messer ist scharf und eine Fingerkuppe schnell im Weg. Aufpassen muss man auch am Ende der Schnittbahn, da neigt das Papier zum Ausreißen, wenn man mit dem Druck auf den Winkel nachlässt. Daher immer vom Falz weg schneiden. Gelegentlich muss man an den Ecken mit einer Papierschere noch etwas korrigieren.

Ich habe es übrigens auch schon mit einer Stichsäge probiert. Aber es ist schwierig, mit der Säge gerade zu schneiden. Und das Papier franst an der Schnittkante aus.

Die Vorsatzblätter gibt man vor dem Beschneiden dazu. Blätter nachträglich auf genau das Format des beschnittenen Buchblocks zu bekommen ist ein schier unmögliches Unterfangen.

Kleben

Seiten ausrichten und vorläufig fixieren (Wäscheklammern, Leimzwingen). Den Block irgendwo einspannen. Ich lege ihn zwischen zwei ausrangierte Regalböden, die ich dann mit zwei Schraubzwingen fixiere. Dann die Blätter zuerst nach einer Seite umbiegen und mit Leim bestreichen, dann auf die andere Seite biegen und noch einmal Leim auftragen. (Der Leim soll so ein wenig auch zwischen die Blätter gelangen.) Dann ein Stück Buchbindergaze auflegen und noch einmal Leim auftragen. Die Seiten ein wenig zusammendrücken. Ein paar Minuten antrocknen lassen, dann abpressen.

Als Leim habe ich es zunächst mit Ponal (Holzleim) versucht. Funktioniert im Prinzip, aber Ponal ist nach dem Austrocknen glashart. Daher nehme ich jetzt Planatol. Das ist Buchbinderleim, der auch nach dem Austrocknen eine gewissen Biegsamkeit bewahrt. Gibt's dank der allgegenwärtigen Kurse zum Buchbinden in vielen Läden für Bastel- oder Künstlerbedarf.

Für den Buchrücken kann man statt Gaze auch Papier nehmen. Das Papier wellt allerdings stark.

Zum Abpressen nehme ich ebenfalls meine zwei Regalböden und die Schraubzwingen.

Buchumschlag

Auch beim Buchdeckel gilt: ich versuche es mit möglichst einfachen Lösungen: ich schneide aus steifem Papier oder aus Pappe die Deckel und klebe sie mit Tapetenkleister auf die Vorsatzblätter.

Dabei bestreiche ich die Buchdeckel max. zu einem Drittel mit Kleister, damit man die Position der Deckel noch korrigieren kann.

Zuletzt klebe ich auf den Buchrücken ein Buchbinderleinen. Das ist farbiges Leinen, das auf der Rückseite mit Papier kaschiert ist.

Die Fachbücher raten dringend, auf die Laufrichtung des Papiers zu achten. Wenn Papier oder Karton zusammengeklebt wird, sollen alle die gleiche Laufrichtung haben. Doch erstens ist es nicht immer einfach, die Laufrichtung zu ermitteln. Und zweitens kann man sie sich oft nicht aussuchen.

Als Material für die Buchdeckel eignen sich:


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 22. Mai 2016