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Unabhängige (direkte) Fragesätze


1. Ergänzungsfragen

Der Gefragte soll einen Satzteil - z.B. bei der Frage, wer etwas getan hat, also das Subjekt - ergänzen.

Ergänzungsfragen werden eingeleitet durch Interrogativpronomina (quis, quantus, uter) oder -adverbia (ubi, quandō, cūr).

Frage mögliche Antwort
Quis vēnit? Wer ist gekommen? - Pater (vēnit). Der Vater (ist gekommen).
Quandō mē vīsitābis? Wann wirst du mich besuchen? - Crās (tē vīsitābō). Morgen (werde ich dich besuchen).

2. Entscheidungsfragen

Der Gefragte soll zwischen Ja und Nein entscheiden.

Entscheidungsfragen werden eingeleitet mit:

-ne ? an das Tonwort angehängt, bleibt unübersetzt
nōnne nicht? erwartet Antwort: Ja
num etwa? erwartet Antwort: Nein
Frage erwartete Antwort
Gaudḗsne? Freust du dich? - Gaudeō. Ja. oder: Nōn (gaudeō). Nein.
Venítne pater? Kommt der Vater?
Patérne venit? Kommt der Vater?
Nōnne gaudēs? Freust du dich nicht? - Gaudeō / Certē / Ita (est). Ja.
Num gaudēs? Freust du dich etwa? - Nōn (gaudeō) / Minimē. Nein.

Immer wieder fragen Schüler was passiere, wenn jemand mit nōnne frägt, der Gefragte aber mit Nein antworten müsse/wolle. Nun, dann hat sich der Fragende eben in seiner Erwartung getäuscht.

3. Wahlfragen

Der Gefragte soll zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten wählen.

Wahlfragen werden eingeleitet mit utrum / -ne / - (bleibt unübersetzt) - an oder / an nōn oder nicht.

Utrum hoc vērum est an falsum? Ist das wahr oder falsch?
Vērumne hoc
Vērum hoc

an als Einleitung einer einfachen Frage bedeutet: oder etwa? doch wohl?:
Quid ad mē vēnistis? An speculandī causā? Warum bist du zu mir gekommen? Doch wohl um zu spionieren?


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Änderung: 27. Juli 2016