Michael Neuhold
Startseite > DVD-Video > DVD-Grundlagenwissen > Kopierschutz
[ Vorige | Nächste ]

Kopierschutz


Ländercode

Die großen Filmstudios haben eine Aufteilung der Welt in sechs Zonen beschlossen. Seit dem Beginn des Jahres 2000 muß jedes DVD-Abspielgerät einer dieser Regionen zugehören und darf nur DVD-Videos mit demselben oder gar keinem (=Code 0) Ländercode (engl. region code, kurz RC) abspielen. Mitteleuropa gehört zur Zone 2, die USA zur Zone 1. Damit soll verhindert werden, daß ein Film, wenn er z.B. in Europa in die Kinos kommt, bereits als DVD aus Amerika bezogen werden kann.


The world is not enough: Aufteilung der Welt in 6 Regionen. Karte von Graphic Maps. Die Graphik gibt nur die ungefähre Verteilung wieder, bei einigen Ländern bin ich nicht sicher.
0Ohne Einschränkung abspielbar
1Kanada, USA
2Europa, mittlerer Osten, Ägypten, Südafrika, Japan
3Südostasien, Hongkong
4Mittelamerika, Südamerika, Karibik, Australien, Neuseeland, Pazifische Inseln
5Afrika, ehemalige Sowjetunion, Mongolei, indischer Subkontinent, Nordkorea
6China
7derzeit nicht verwendet
8Flugzeuge, Hochseeschiffe etc.

Ein Abspielgerät, das sich entweder von Haus aus nicht um den Ländercode kümmert (vor allem ältere Geräte) oder durch Änderungen an der Firmware dazu gebracht wurde, nennt man region-free oder code-free. Davon zu unterscheiden sind Geräte, bei denen der Ländercode beliebig oft geändert werden kann (die meisten Geräte erlauben es fünf Mal).

Inzwischen werden DVDs produziert, die sich nicht abspielen lassen, wenn das Wiedergabegerät keinen Ländercode hat (region code enhancement, kurz RCE genannt). Man kann sie aber abspielen, wenn man den Ländercode des DVD-Players umstellen kann.

CSS

Die Dateien auf einer Video-DVD sind mit dem Content Scrambling System (CSS) verschlüsselt. Außerdem muß das DVD-Laufwerk, bevor ein Programm lesend auf die Dateien auf der DVD zugreifen kann, "aufgesperrt" werden (Authentifizierung). Damit soll das Kopieren von DVD-Videos verhindert werden, denn die Kopierfunktion eines Betriebssystems führt natürlich keine Authentifizierung durch. Selbst wenn es gelingt, die VOB-Dateien auf Festplatte zu kopieren (z.B. indem man mit einem DVD-Abspielprogramm die DVD kurz anspielt und damit das Laufwerk aufsperrt), können sie ohne den auf der DVD befindlichen Schlüssel nicht wiedergegeben werden.

Da CSS lizenzpflichtig ist, wird damit zugleich verhindert, daß es Open-Source-Abspielprogramme (z.B. für Linux) geben kann. Daher haben Programmierer das System geknackt und ein DeCSS genanntes Entschlüsselungsprogramm veröffentlicht. In den USA gilt die Verwendung dieses Programmes (und jedes anderen, dessen Hauptzweck die Umgehung eines Kopierschutzes ist) aber als illegal (es gibt noch andere Programme mit demselbem Zweck, z.B. VOBDec). Mit der Umsetzung der EU-Richtlinien zu diesem Thema wird das bald auch in Österreich und Deutschland der Fall sein. Das Recht, eine Kopie für persönliche Zwecke herzustellen, ist damit Makulatur. Aber GEMA-Gebühren werden wir auch weiterhin zahlen müssen.

Die Auseinandersetzung um DeCSS hat in den USA groteske Formen angenommen. DeCSS hat ja nichts mit Raubkopieren zu tun: wohin soll ein Benutzer diese Datenmenge denn kopieren? Professionelle Raubkopierer kopieren gleich die ganze DVD inkl. CSS-Schlüssel. DeCSS-Anhänger haben den Programmcode auf T-Shirts gedruckt, gesungen und auf andere Weise verbreitet.

Das Entschlüsseln von VOB-Dateien wird ripping genannt. Nicht selten geschieht das mit dem Ziel, die Bilddaten in geringerer Auflösung mit MPEG-1 oder dem MPEG-4-Codec von Microsoft (die gehackte Form wird DivX;-) genannt) zu komprimieren und auf CD zu brennen. Man rippt dazu eine Tonspur und komprimiert sie als MP3.

DivX (ohne das augenzwinkernde Emoticon) war in den USA ein Pay-per-View-System für DVDs, das relativ schnell wieder untergegangen ist.

Macrovision

Die DVD-Abspielgeräte arbeiten mit Macrovision, das ist ein Verfahren, mit dem das Kopieren auf Videokassette verhindert werden soll. Dazu werden dem Datenstrom Signale hinzugefügt, die zwar der Fernseher ignoriert, beim Videorecorder aber Bildstörungen verursachen (müssen). Die Information, ob Macrovision eingeschaltet werden soll, findet sich im Datenstrom der DVD in Form sog. Triggerbits (ungefähr jede Sekunde).

Unter unverfänglichen Bezeichnungen wie Bildstabilisator o.ä. kann man Geräte kaufen, die dem Videorecorder vorgeschaltet werden und die die Macrovision-Signale wieder herausfiltern. DVD-Rippingprogramme können ebenfalls die Macrovision-Triggerbits entfernen.

CGMS

Jede (?) Video-DVD enthält Informationen darüber, ob und wie oft sie kopiert werden darf. Diese Information wird ins Videosignal miteingespeist. Ein allfälliges Aufnahmegerät sollte diese auslesen und entsprechend darauf reagieren: den Kopienzähler in der Aufnahme erhöhen oder die Aufnahme verweigern, wenn die maximale Anzahl erlaubter Kopien erreicht oder gar kein Kopieren erlaubt ist. Dieses Verfahren wird copy generation management system (CGMS) genannt.

Mit dem Kopienzähler soll vor allem bewirkt werden, daß die Anfertigung einer Sicherungskopie von einem rechtmäßig erworbenen Datenträger möglich ist, die Anfertigung einer Kopie von der Kopie einer Kopie usw. aber unterbunden wird.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 09. Nov. 2002