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Judas Thaddäus


Es gibt im NT vier Listen der zwölf Apostel:

Mk 3,16-19 Mt 10,2-4 Lk 6,14-16 Apg 1,13.16 Anmerkung
Simon, genannt Petrus Bekam von Jesus den Beinamen „Fels“ (aram. כֵּיפָא kêp̱â > gräzisiert Κηφᾶς Κēphás, übersetzt griech. Πέτρος Pétros) (Mt 16,18), wir nennen ihn daher meist mit der lat. Form dieses Namens Petrus. Paulus nennt ihn Kephas (1Kor 1,12; Gal 2,11ff). Er war Fischer aus Galiläa (Mk 1,16).
Andreas, der Bruder des Simon Ebenfalls Fischer. Auffällig ist, dass er einen griech. Namen hat. Vielleicht ist dies einer Modetorheit seiner Eltern zuzuschreiben, so wie bei uns heutzutage Kinder oftmals fremdsprachige Vornamen wie Kevin, Pascal, Angelique u.ä. bekommen.
Jakobus, der Sohn des Zebedäus Ebenfalls Fischer aus Galiläa (Mk 1,19).
Johannes, der Bruder des Jakobus Der vermutlich jüngere Bruder. Jakobus und Johannes hatten laut Mk 3,17 auch den Beinamen „Donnersöhne“ (was immer das bedeuten sollte).
Philippus Ebenfalls Fischer aus Galiläa. Er ist der zweite unter den Jüngern, der einen griech. Namen hat. Die Episode Joh 12,20-22 könnte nahelegen, dass er vielleicht eine besondere Beziehung zum hellenistischen Judentum hatte oder zumindest derjenige unter den Jüngern war, der am besten Griechisch konnte.
Bartholomäus Seit dem MA mit Nathanael (Joh 1,45-50) gleichgesetzt.
Matthäus (der Zöllner) Von Mt der Zöllner genannt, also mit dem Matthäus von Mt 9,9 gleichgesetzt, der Mk 2,14 Levi, Sohn des Alphäus genannt wird.
Thomas Wegen Joh 20,27 gern der ungläubige Thomas geheißen.
Jakobus, der Sohn des Alphäus
Thaddäus Der Name Thaddaios ist wohl Wiedergabe des aram. תַּדַּי (Jastrow: תַּדַּאי) Taddaj. Dalman hält dies für die aram. Kurzform des griech. Namens Theódōros.
Judas, der Sohn des Jakobus
Simon Kananäus / genannt Zelot Kananaios ist gräzisierte Wiedergabe des aram. קַנְאָנָא ,קַנְאָן qanʾān, qanʾānā „eifernd, Eiferer“; Lk hat es stattdessen übersetzt: ζηλωτής zēlōtḗs „Eiferer, Zelot“.
Judas Iskariot Der Verräter. Der Beiname bedeutet wohl „Mann aus Qerijot“, vielleicht ist es aber auch ein Wortspiel mit dem aram. Wort für Heuchler.

Sechs der Apostel sind dem regelmäßigen Bibelleser mehr oder weniger geläufig: Simon Petrus und sein Bruder Andreas, Jakobus und Johannes, Thomas der sprichwörtliche Zweifler, und Judas, der ebenso sprichwörtliche Verräter. Dazu kommen vielleicht noch der Zöllner Matthäus, dessen Berufung Mt 9,9 erzählt wird, und Philippus, den ich vor allem mit seiner Wortmeldung Joh 14,8 verbinde. Keinerlei Assoziation habe ich zu Bartholomäus, Simon Kananäus oder Jakobus, dem Sohn des Alphäus.

Ein Name schwankt in der Überlieferung: Mk und Mt haben einen Thaddäus (in einigen Handschriften: Lebbäus); Lk und Apg haben stattdessen einen Judas, Sohn des Jakobus, der möglicherweise auch Joh 14,22 gemeint ist. Die kirchliche Tradition hat darin zwei Namen derselben Person gesehen und daraus den Jünger „Judas Thaddäus“ gemacht, der so aber im NT nicht vorkommt.

Die King James übersetzt fälschlich „Judas the brother of James“; die Übersetzer dachten wohl an Jud 1, wo sich der Verfasser als „Judas […], Bruder des Jakobus“ bezeichnet. Doch der Genitiv „des Jakobus“ muss natürlich als Patronymikon aufgefasst werden. Bei der Verfasserangabe des Judasbriefes denken viele Ausleger an den Herrenbruder, der Mk 6,3; Mt 13,55 genannt ist. Der Verfasser des Briefes mag eine solche Gleichsetzung intendiert haben, aber sachlich ist sie wohl kaum zutreffend. Und der Jünger Judas ist schwerlich mit dem gleichnamigen Bruder Jesu identisch.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 25. Nov. 2021