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Pinyin


Meine Quellen:

dt. Wikipedia-Art. Pinyin
engl. Wikipedia-Art. Pinyin
Wikipedia-Art. Töne des Hochchinesischen
Mandarin Tones
Wu, Shu-hsiung / Hoss, Ulrich: Pons Powerkurs für Anfänger Chinesisch.- Stuttgart: Klett Sprachen, 2005.
Spada, Jie Tan: Pons Powerkurs für Anfänger Chinesisch.- Stuttgart: Pons, 2009.

Pinyin (chines. 拼音 pīnyīn [pʰin in] „Lautschrift, Transkription“) ist ein System zur phonet. Transkription des Chines. ins lat. Alphabet (auch als Romanisierung bezeichnet). Pinyin ist in der Volksrepublik China (Festlandchina) seit 1956/58, in der Republik China (Taiwan) seit 2009 die offizielle Transkriptionsmethode. Seit 1982 ist es ein ISO-Standard. Neben der Transkription von Namen (z.B. auf Wegweisern) dient es zum Erlernen der chines. Sprache und als Eingabemethode am Computer.

Andere Transkriptionsmethoden

Pinyin hat in der Zwischenzeit ältere Methoden zunehmend verdrängt. Als da wären:

Wade-Giles
Von Thomas Wade und Herbert Giles, beide Sinologieprofessoren in Cambridge, entwickelt und seit 1912 in der akadem. Welt in mehreren, geringfügig voneinander abweichenden Versionen in Gebrauch. Krankt vor allem an der Verwendung des Zeichens ü, das auf engl. Tastaturen nicht zu finden ist, weshalb häufig fälschlich mit u transkribiert wird. Gibt die Töne durch hochgestellte Ziffern wieder: ā = a1, á = a2, ǎ = a3, à = a4. Diese werden aber häufig weggelassen.
(Wikipedia-Art. Wade-Giles)
Gwoyeu Romatzyh
1926 von chines. Linguisten entwickelt, aber nur wenig verwendet. Gibt die Töne durch Buchstaben wieder: āo = au, áo = aur, ǎo = ao, ào = aw. Das sollte wohl die Wiedergabe des Tones typographisch erleichtern, verkomplizierte aber das Erlernen. Eine vereinfachte Version wurde 1984 unter dem Namen M[andarin] P[honetic] S[ymbols] II in Taiwan eingeführt.
(Wikipedia-Art. Gwoyeu Romatzyh, Wikipedia-Art. Mandarin Phonetic Symbols II)
Yale-Romanisierung
Im 2. Weltkrieg für die US-Streitkräfte zur Kommunikation mit der chines. Armee entwickelt. Kommt den Schreib- und Aussprachegewohnheit des Engl. näher als Wade-Giles. Wird für Hochchines. noch gelegentlich in den USA im Unterricht verwendet, für Kantones. ist es noch weit verbreitet.
(Wikipedia-Art. Yale-Romanisierung)
Latinxua Sinwenz
Um 1930 in der Sowjetunion zur Literarisierung ihrer chines.-sprachigen Bevölkerung geschaffen. Kurze Zeit auch in Nordchina verwendet. Verzichtet auf die Wiedergabe des Tons.
(Wikipedia-Art. Latinxua Sin Wenz)
EFEO
1902 von Séraphin Couvreur an der École française d’Extrême-Orient (EFEO) geschaffen und bis zur Einführung von Pinyin in französ. Publikationen die gebräuchlichste Transkription. Orientiert sich nicht am modernen Hochchines., sondern an einem älteren Lautstand.
(Wikipedia-Art. EFEO-Transkription)

Einzelne Wissenschaftler haben manchmal für ein wissenschaftl. Projekt eine eigene Transkription erfunden. So z.B. der brit. Sinologe James Legge für seine Übersetzungen der Sacred Books of China (1879-1891) (Wikipedia-Art. Legge romanization) oder der Münsterer Sinologie Ulrich Unger (Wikipedia-Art. Unger-System).

Daneben gibt es Transkriptionen in andere Alphabete:

Zhuyin (auch Bopomofo oder M[andarin] P[honetic] S[ymbols] I genannt)
Chines. 注音, Pinyin Zhùyīn oder ㄅㄆㄇㄈ Bōpōmōfò nach den ersten vier Buchstaben der Schrift. Transkription in eine eigene Schrift (37 Laut-, 4 Tonzeichen), deren Zeichenformen sich an chines. Schriftzeichen orientieren. 1912/1913 in China entwickelt und bis zur Einführung von Pinyin in offiziellem Gebrauch. In Taiwan im Unterricht bis heute verwendet. Wird auch als Eingabemethode auf Computertastaturen und Mobiltelefonen verwendet.
(Wikipedia-Art. Zhuyin)
Palladius
Transkription in kyrill. Schrift. Von Archimandrit Palladius (Pjotr Iwanowitsch Kafarow) Ende des 19. Jh. geschaffen. Bis heute die gängige russische Umschrift des Chines.
(Wikipedia-Art. Palladius-Transkription)

Konsonanten

b [b̥] stimmloses b
p [pʰ] stark behauchtes p
d [d̥] stimmloses d
t [tʰ] stark behauchtes t
g [ɡ̊] stimmloses g
k [kʰ] stark behauchtes k
m [m]
n [n]
f [f]
l [l]
r [ɻ], [ʐ] wie amerikan. r in read; nach anderen Quellen stimmhaftes sch wie in franz.  jour, aber retroflex
h [x], [χ] wie dt. ach-Laut
s [s] stimmloses s
z [ts], [d̥z̥] d + stimmhaftes s wie in engl. clouds
c [tsʰ] stark behauchtes ts
sh [ʂ] stimmloses sch, aber retroflex
zh [ʈʂ], [ɖ̥ʐ̥] ähnlich wie dt. Dschungel, aber retroflex
ch [ʈʂʰ] stark behauchtes retroflexes tsch
x [ɕ] ungefähr wie stimmloses s und [ç] (ich-Laut) gleichzeitig (nach meinem Höreindruck vor i von [ç] nicht zu unterscheiden)
j [tɕ], [d̥ʑ̥] ähnlich wie dt. Mädchen; nach meinem Höreindruck ist die sibilant. Komponente oft nur schwach ausgeprägt und es klingt mehr wie [dj]
q [tɕʰ] ähnlich wie dt. Hütchen, aber stark behaucht
y [j]
w [w] wie in engl. water

[ɕ] Zwischending aus stimmlosem s [s] und stimmlosem sch [ʃ]
[ʑ] Zwischending aus dem stimmhaften s [z] und dem stimmhaften sch [ʒ]

Retroflexe Aussprache bedeutet mit zurückgebogener Zungenspitze (wie beim engl. r). Nach den Pinyin-Schreibregeln muss jede Silbe mit einem Konsonanten beginnen. Daher wird anlautendem i, u oder ü einer der Konsonanten y oder w vorgesetzt, statt ü wird dabei u geschrieben: /i/ yi, /u/ wu, /ü/ yu [ɥ].

Vokale

a [ɑ] leicht offenes a wie in Wasser
o [ɔ] offenes o wie in dt. Loch
[u̯ɔ] nach b, p, m, f: wie uo
e [ɤ], [ə] wie dt. o, aber ohne Lippenrundung; oft auch wie Schwa (d.h. wie dt. e in singen)
i [i] wie dt. i, außer nach zh, ch, sh, r, z, c, s
[ɯ] nach z, c, s: ähnlich wie dt. u, aber ohne Lippenrundung ([u]:[ɯ] = [o]:[ɤ])
[ɻ] nach zh, ch, sh, r: wie amerikan. r
u [u] wie dt. u
[y] nach j, q, x: wie dt. ü
ü [y] wie dt. ü
er [əɻ] wie amerikan. hurt

Di- und Triphthonge

E wird in Diphthongen als offenes e [ɛ] wie in dt. echt gesprochen. Die folgenden Di-/Triphthonge werden so ausgesprochen, wie man es als Deutschsprecher erwarten würde:

ai [aɪ̯] wie dt. Mai
ao [ɑo̯] wie dt. Chaos
ou [ɔʊ̯] wie engl. row
ei [ɛɪ̯] wie engl. way
ia [i̯a] wie dt. Diana
iao [i̯ɑo̯]
ie [i̯ɛ]
ua [u̯ɑ] wie dt. Tuareg
uai [u̯aɪ̯]
uo [u̯ɔ]

Merke folgende Abweichungen:

iu [i̯oʊ̯] wie you
ui [u̯eɪ̯] wie wei

Auslaut

Silben lauten entweder auf einen Vokal, auf -n oder auf ng [ŋ] (wie in dt. eng) aus. In letzterem Fall wird in einigen Fällen der Vokal anders ausgesprochen, als es die Schreibung vermuten lässt:

ian, yan [i̯ɛn] wie dt. Ambiente
uan, yuan [y̆ɛn] nach j, q, x (ansonsten [u̯an])
un [u̯ən] außer nach j, q, x
un, yun [yn] nach j, q, x, wie dt. Günther
ong [ʊŋ] wie dt. Hunger
iong, yong [i̯ʊŋ] wie dt. jung
eng [ʌŋ] offenes o, aber ohne Lippenrundung, wie in engl. cut
weng [u̯ʌŋ] detto

Ton

Viele ansonsten gleichlautende Wörter werden durch die Tonhöhe unterschieden. Es gibt vier Töne, die durch diakrit. Zeichen bezeichnet werden. Dem chines. Sprachwissenschaftler Zhao Yuanren wird die Erfindung der Bezeichnung der Tonhöhen durch Ziffern zugeschrieben: 1 = tiefste Lage, 5 = höchste Lage.

Makronā erster Ton gleichbleibend hoher Ton 5-5
Akutá zweiter Ton von mittlerer Tonlage aus ansteigend 3-5
Hatschekǎ dritter Ton zunächst leicht absinkend, dann bis in mittlere Tonlage ansteigend 2-1-4
Gravisà vierter Ton aus hoher Tonlage stark fallend 5-1
meist unbezeichneta neutraler od. fünfter Ton kurz, gleichbleibend tief 1-1

Durch das rasche Sprechen kommt es zu sog. Tonsandhis, d.h. zu einer Abschleifung des Tones bzw. zur Angleichung an den Ton der nachfolgenden Silbe.

So wird der dritte Ton, wenn eine weitere Silbe im dritten Ton folgt, als zweiter Ton gesprochen (nicht geschrieben!): nǐ hǎo > ní hǎo („du gut“ =) „hallo, guten Tag“. Folgt auf den dritten Ton eine Silbe in einem anderen Ton, wird ein halb-dritter Ton (Ton steigt nach dem Absinken nicht an, 2-1) gesprochen. Dieser ist für den Nichtmuttersprachler nur schwer vom neutralen Ton 1-1 zu unterscheiden.

Bei zwei aufeinanderfolgenden Silben im vierten Ton wird bei der ersten der Ton etwa nur bis zu Mitte gesenkt (5-3).

Die Wörter 一 yī „eins“ und 不 bù „nicht“: bù hat normalerweise den vierten Ton: bù hǎo „nicht gut“; folgt eine Silbe im vierten Ton, wird es im zweiten Ton gesprochen: bú shì „nicht sein“ („bin nicht, ist nicht“ etc.). yī hat alleinstehend den ersten Ton; folgt eine Silbe im vierten Ton, hat es den zweiten Ton: yí gè dìdi „ein jüngerer Bruder“; ansonsten hat es den vierten Ton: yì kǔo rén „ein Familienmitglied“.

Nicht verschwiegen werden soll, dass auch die Unterscheidung von vier Tönen nicht verhindern kann, dass es im Hochchines. eine große Zahl von Homophonen gibt. Der bereits erwähnte Zhao Yuanren hat zur Demonstration ein Gedicht geschrieben (Löwen-essender Dichter in der Steinhöhle), das nur aus der Silbe shi besteht, und das, gesprochen, für den Chinesen völlig unverständlich ist. Erst geschrieben ergibt es einen Sinn.

Anmerkungen zur chines. Schrift

Jedes Schriftzeichen entspricht ursprl. genau einem Wort. Das funktioniert natürlich nur in einer isolierenden Sprache, in der es keine Prä-/Suffixe und keine Deklinations- resp. Konjugationsformen gibt: für "ich, mir, mich, mein“ hat das Chines. genau ein Wort.

Eine Gruppe von Zeichen bedeutet mehr oder weniger das, was es darstellt (allerdings in Folge des Schreibens mit dem Pinsel in eckiger, abstrahierter form): 月 Mondsichel, daher „Mond“, in übertragener Bedeutung „Monat“; 門 zwei Türflügel, „Tor, Eingang“, in übertrag. Bed. „Öffnung“. Eine zweite Gruppe kombiniert zwei oder mehr Zeichen zu neuen Bedeutungseinheiten: 閒 Türflügel im Mondschein, „friedlich, ruhig“; 好 Frau mit Kind, „schön, gut“. Eine dritte Gruppe kombiniert ein Zeichen, das den Bedeutungsbereich angibt, mit einem, das die Lautung angibt: 媽 Frau + Pferd, d.h. eine Frau, das Wort klingt so wie das Wort für Pferd, „Mutter“. Im Hochchines. gibt es viele aus mehreren Einzelwörtern zusammengesetzte Wörter: 飛機 fliegen + Gerät = „Flugzeug“; 座位 Sitz + Platz = „Sitzplatz“; 飛機座位 „Sitzplatz im Flugzeug“ usw.

Jedes Zeichen verschriftet die Bedeutung eines Wortes, nicht seine Lautgestalt: das Zeichen 媽 bedeutet Mutter, unabhängig davon, wie es ausgesprochen wird. Daher können ein Nord- und ein Südchinese die gleiche Zeitung lesen. Wenn sie einer dem anderen vorliest, wird der Hörer allerdings nichts verstehen.

1956 hat die Volksrepublik China damit begonnen, einige hundert Schriftzeichen bzw. Bestandteile von Zeichen zu vereinfachen. Man spricht von Kurzzeichen oder simplified Chinese. Taiwan, Hongkong und Macao verwenden weiter die traditionellen Zeichenformen, Langzeichen oder traditional Chinese genannt.

trad. simpl. Pinyin Bedeutung
rén „Mann, Mensch“ (als Bestandteil von Zeichen 亻)
(Mensch mit weit ausgestreckten Armen =) „groß“
xiǎo (Mensch mit hängenden Armen =) „klein, jung“
tài (Verstärkung von groß =) „größter, äußerst, (zu) sehr“
quǎn „Hund; ergeben, loyal“ (als Bestandteil von Zeichen 犭)
„Mann, Ehemann“
yǎo (laufender Mensch? =) „jung, frisch, zart“
tiān (Mensch + der Himmel über ihm =) „Himmel; Gott“
wén (Mann mit breiter, tätowierter Brust =) „Schrift, Literatur, Text, Sprache, Kultur“
yòu (Hand =) „wieder“
„Frau, weiblich“ (Zeichen stellte ursprl. Frau mit Brüsten dar)
(Baby mit großem Kopf und ausgebreiteten Armen =) „Kind, Sohn, Tochter; Frucht, Same“
hǎo (Frau + Kind =) „gut, schön, mögen“
„Sonne, Tag“, Abk. f. 日本 Rìběn „wo die Sonne ihren Ursprung hat = Japan“
dàn (Sonne über Horizont =) „Morgendämmerung, Morgen, Tag“
yuè (Mondsichel =) „Mond, Monat“
míng (Sonne + Mond =) „hell, klar, klug“
yuē (Lippen? =) „sagen“ (breiter als 日)
bái (Eichel =) „weiß, hell, klar“
bǎi (1 + Eichel als phonet. Kompl. =) „(ein)hundert“
„Auge; betrachten, sehen“
jiàn (Auge + Beine =) „sehen, beobachten, wahrnehmen“
ér (Kopf mit noch nicht geschlossenen Fontanellen =) „Kind, Sohn“
bèi „Muschel, Kaurischnecke, Geld“
(Nase =) „selbst, persönlich“
zhōng „Mitte; inmitten, während; chinesisch“ (Reich der Mitte)
mù, shù „Baum, Holz“ (als Bestandteil von Zeichen Kompl. für „Pflanze“)
běn „Wurzel, Ursprung, Quelle“
(Wipfel, Spitze, i.Ggs. zu 本 =) „Ende, letzter“
wèi (dass. wie 末, aber verkürzter oberer Strich = noch unreif) „noch nicht“
(Baum + Körner? =) „Reis“
biàn (Pfotenabdruck eines Tigers? =) „unterscheiden“
xiū (Mensch bei/unter Baum =) „ausruhen; aufhören“
mén (zwei Türflügel =) „Tor, Eingang, Öffnung“
xián (Tor im Mondschein =) „friedlich, ruhig“
jiān (Sonne? zwischen Torflügeln =) „Raum; zwischen, unter“
(Blütenkelch?) „nicht“
dōng (Sonne hinter Baum? an beiden Enden zugebundener Beutel? =) „Osten, östlich, ostwärts“
西 (Vogel, der sich auf sein Nest setzt = Abend = Sonnenuntergang =) „Westen, westlich, westwärts“
gōng (Werkzeug =) „Arbeit, Arbeiter“
gōng „Bogen, gebogen“
(groß + Bogen =) „Barbar“
„Pferd“ (mit zurückgebogenem Kopf und wehender Mähne)
(Frau + Pferd als phonet. Kompl. =) „Mutter“
kǒu (offener Mund =) „Mund, Öffnung“
ma (Mund + Pferd als phonet. Kompl. =) Fragepartikel am Satzende
shān (drei Bergspitzen =) „Berg, Gebirge“
niǎo „Vogel“
dǎo (Vogel fliegt über Berg =) „Insel“
tián „Feld“
guǒ (Feld + Baum =) „Frucht; Ergebnis“
yóu (Feld + ? =) „Grund, Ursache; durch, wegen“
yóu (Baum + Grund als phonet. Kompl. =) „Pampelmuse, Grapefruit“

Wenn man nach einem Zeichen sucht, kann man zunächst das Mouse Input Tool (benötigt Java) ausprobieren, das allerdings nicht immer sehr treffsicher ist (es ist auch im MDBG Chinese-English Dictionary eingebettet, bringt bei mir aber immer den Browser zum Absturz).

Als nächstes kann man es über die Radikalliste des Wiktionary versuchen. Allerdings ist für den Unkundigen nicht immer ganz klar, wie die Anzahl der Striche gezählt wird und welcher Bestandteil eines Zeichens der Radikal ist.


Autor: Michael Neuhold (E-Mail-Kontakt)
Letzte Aktualisierung: 15. Mai 2016